Achtung: Unsere Praxis ist vo 30.03.2024 bis zum 07.04.2024 geschlossen.

Vertretung Kinder- und Jugenheilkunde:

Dr. med. Christian Mahlert und Jasim Vollhase, Münsterstr. 45, 44145 Dortmund, Telefon: 0231 9810510

Vertretung Neurologie:

NEUROLOGIE Gemeinschaftspraxis Dr. med. Josef Leclaire und Dr. med. Thomas Rotermund, Kampstraße 45 (DOC-Center),

44137 Dortmund, Telefon: 0231-573857

 

Epilepsie

Der Begriff Epilepsie (Krampfleiden, Fallsucht) beschreibt keine einzelne Krankheit, sondern die Folge einer Vielzahl von Hirnerkrankungen. Gemeinsames Merkmal ist eine erhöhte Neigung zu epileptischen Anfällen.
Epileptische Anfälle können ganz unterschiedlich aussehen: Manche dauern nur wenige Sekunden und bleiben so nahezu unerkannt. Sie äußern sich beispielsweise als leichtes Muskelzucken, Kribbeln oder kleine Bewusstseinspause. Andere halten über ein bis zwei Minuten an, gehen mit einem Bewusstseinsverlust, heftigen Krämpfen und unkontrollierbaren Zuckungen einher.

In unserer Anfallsambulanz ermitteln wir mit Ihnen gemeinsam woher Ihre Krampfanfälle kommen und planen mit Ihnen anschließend Ihre individuelle Therapie.

Viele Patienten, die krampfartige Anfälle haben, haben gar keine Epilepsie.

Die wichtigsten anderen möglichen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen (Differentialdiagnose) sind die Synkope und der psychogene nichtepileptische Anfall (PNEA, dissoziativer Anfall).

Eine Synkope ist eine kurze Bewusstlosigkeit, ausgelöst durch eine mangelnde Durchblutung des Gehirns. Dabei kann es ebenfalls zu unkontrollierten Bewegungen kommen.

Ein dissoziativer Anfall ist ein körperliches Symptom einer psychischen Störung. Meist lösen ihn bestimmte Situationen aus, zum Beispiel hoher Stress oder emotionale Überlastung.

Alle Anfallsformen können ähnlich aussehen. Medizinisch gibt es aber deutliche Unterschiede, die zeigen ob ein Anfall epileptisch ist oder nicht.

Der wichtigste Punkt, um die richtige Diagnose zu stellen, ist das ausführliche Arztgespräch, in dem wir Sie nach Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese). Durch eine gute Anamnese können Experten etwa drei Viertel der Anfallserkrankungen sicher zuordnen. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit für das Gespräch.

Dabei wollen wir vor allem wissen, was vor, während und nach dem Anfall passiert ist.
Ein Problem dabei ist, dass der Patient sich meist nicht daran erinnern und der Arzt den Anfall normalerweise nicht selbst beobachten kann. Deshalb benötigen wir die Mithilfe Ihres Umfeldes.

Eine möglichst genaue Beschreibung des Anfall-Ablaufs durch einen Dritten – etwa einen Angehörigen oder Augenzeugen – ist unverzichtbar. Bitten Sie die Person darum, sich direkt danach Notizen zu machen und bringen Sie die Person zum Ersttermin mit. Ganz besonders wertvoll ist es für uns, wenn Sie Menschen aus Ihrem Umfeld dazu ermutigen, einen Handyfilm von dem Ereignis zu drehen. Wir verstehen es gut, wenn diese Hemmungen dabei haben, aber so ein Video trägt immens zur Diagnosestellung und damit auch zur erfolgreichen Behandlung bei.

Sehr wichtig ist auch die Frage, wie lange Sie nach dem Anfall gebraucht haben, bis Sie sich wieder orientieren konnten. Fragen Sie Augenzeugen, wann sie wieder normal mit Ihnen sprechen konnten.

Die Ursachen einer Epilepsie sind vielfältig.

Im Kindesalter sind angeborene Stoffwechselstörungen, die sich insbesondere auf das Nervensystem auswirken (neurometabolische Erkrankungen), eine häufige Ursache für die Entwicklung einer Epilepsie. Deshalb ist es im Umkehrschluss auch wichtig, bei Kindern mit epileptischen Anfällen an die Möglichkeit einer solchen Stoffwechselstörung zu denken.

Ein weiterer Hinweis auf neurometabolische Erkrankungen können Entwicklungsrückschritte oder krisenhafte Verschlechterungen bei zuvor gesunden Kindern sein. Die seltenen und ungewöhnlichen Stoffwechselerkrankungen früh zu erkennen, ist bei kleinen Kindern entscheidend, um eine fortschreitende Hirnschädigung zu verhindern.

Manche Epilepsien haben eine genetische Ursache. Sie gehen typischerweise ohne erkennbare Hirnschädigung einher. Da das verantwortliche Gen allerdings die gesamte Hirnfunktion verändert, kommt es neben der Epilepsie häufig auch zu einer Entwicklungsstörung.

Bei erwachsenen Patienten mit Epilepsie stehen die sogenannten fokalen Epilepsien im Vordergrund. Deren Ursache sind eine mehr oder weniger ausgedehnte Hirnschädigung, etwa durch Vernarbungen, angeborene Fehlbildungen, Tumore, Gefäßmissbildungen, traumatische Hirnverletzungen, Hirnblutungen oder Hirninfarkte.

Unabhängig von der Epilepsie-Ursache gibt es anfallsauslösende Einflüsse wie Fieber, Schlafentzug, Hyperventilation, Alkohol- oder Benzodiazepin- (z.B. Schlafmittel-) Entzug. Sie können bei Epilepsiepatienten zu einer Häufung von Anfällen als auch bei Menschen ohne Epilepsie zu sogenannten Gelegenheitskrämpfen führen.

Genauso vielfältig wie die Ursachen der Epilepsie, sind auch die daraus resultierenden Symptome. Die Art und Qualität der Anfallssymptome (die Anfallssemiologie) ist vor allem davon abhängig, wo im Gehirn sich die geschädigte (epileptogene) Zone befindet und wie sich der Anfall vom Ursprungsort in benachbarte Hirnareale ausbreitet.

Das ausführliche Arztgespräch, in dem wir Sie nach Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese) ist das wichtigste Instrument, um die richtige Diagnose zu stellen und eine erfolgreiche Therapie einzuleiten. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit für dieses Gespräch.

Der epileptische Anfall ist die Folge einer Funktionsstörung der Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn. Gruppen von Nervenzellen der Hirnrinde senden plötzlich gleichzeitig große Mengen elektrische Signale und zwingen anderen Nervenzellen ihren Rhythmus auf. In der Hirnstrommessung (EEG) sind diese elektrischen Entladungen sichtbar.

Ein epileptischer Anfall kann sehr dezent, fast unbemerkt und still verlaufen – ohne direkt erkennbare Symptome, zum Beispiel eine Absence. Er kann aber auch sehr dramatisch mit starken Verkrampfungen der Muskulatur sowie Zuckungen des ganzen Körpers einhergehen, zum Beispiel ein Grand mal Anfall.

Wir unterscheiden die Anfälle nach ihrem Ursprungsort und ihrer Ausbreitung. Je nachdem, wo die Nervenzellen im Gehirn liegen und wohin sich die epileptischen Nervenimpulse ausbreiten, zeigen sich unterschiedliche Symptome.

Fokale epileptische Anfälle beginnen in einem kleinen, umschriebenen Bereich des Gehirns und können sich von dort auf die benachbarten Hirngebiete ausbreiten.

Bei einem einfach fokalen Anfall ist nur ein Hirnbereich beteiligt und die Betroffenen sind bei vollem Bewusstsein. Die Symptome eines einfach fokalen Anfalls (Aura) sind sehr unterschiedlich. Meist bemerkt sie nur der Patient und kann sie beschreiben. Oft treten ungewöhnliche Sinneswahrnehmungen auf, wie zum Beispiel ein Taubheitsgefühl in einer Körperregion, ein unangenehmer Geschmack, eine immer wiederkehrende Erinnerung an Bilder oder Geräusche, eine Veränderung der Hörwahrnehmung oder eine unvermittelt aufsteigende Übelkeit.

Wir fragen Sie gezielt nach diesen fokalen Zeichen, um sie als Aura identifizieren zu können. Die Beschreibung einer Aura ist für uns der wichtigste klinische Hinweis auf den Ursprungsort der Epilepsie.

Diese Phänomene können sowohl isoliert auftreten, als auch direkt vor einem komplex fokalen Anfall. Bei diesem breitet sich die epileptische Erregung vom Ursprungsort auf die benachbarten Hirnareale aus. Meist treten Zuckungen eines Körperteils auf oder der Patient handelt unkontrolliert. Oft kommen auch unwillkürliche Körperdrehungen oder Lautäußerungen vor. Das Bewusstsein des Patienten ist häufig eingeschränkt. Er kann nicht adäquat antworten und auf Aufforderungen reagieren. Nach dem Anfall kann er sich nur an die Aura, nicht aber an den weiteren Ablauf des Anfalls erinnern.

Sekundär generalisierte Anfälle sind fokale Anfälle, die sich so weit ausbreiten, dass beide Gehirnhälften betroffen sind.

Bei primär generalisierten Anfällen ist sofort das ganze Großhirn von der Funktionsstörung betroffen.

Diese Anfälle beginnen abrupt und sind häufig gekennzeichnet durch einen plötzlichen Bewusstseinsverlust. Die Betroffenen reagieren nicht auf Ansprache oder andere Außenreize. Mögliche Symptome der Anfälle sind Atemstillstand, Pupillenstarre, Speichelfluss, Verkrampfung des ganzen Körpers und rhythmische Zuckungen aller Gliedmaßen. Die Patienten haben keine Erinnerung an den Anfall.

In unserer Praxis finden wir gemeinsam mit Ihnen heraus, um welche Art von Anfällen es sich bei Ihnen oder Ihrem Kind handelt, um dann die richtige Behandlung einzuleiten. Denn für die Therapie spielt die Unterscheidung zwischen fokal beginnenden und primär generalisierten Anfällen die entscheidende Rolle. Diese Zuordnung ist trotz aller Technik, in der Regel nur möglich, indem wir die Vorgeschichte der Erkrankung (Anamnese) genau erfassen.

Grundlage einer wirksamen Behandlung ist die korrekte Diagnose. Grundlage einer richtigen Diagnose ist die Anfallsbeschreibung und das EEG.

Steht die Diagnose fest, behandeln wir zunächst mit Medikamenten, um das Auftreten der Anfälle zu verhindern. Dabei spielt das Alter des Patienten eine ebenso große Rolle wie die diagnostizierte Epilepsieform und die Reaktion des Betroffenen auf den jeweiligen Wirkstoff.

Das gleiche Medikament kann bei Patienten verschiedener Altersgruppen ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Was ein Patient gut verträgt, kann bei einem anderen starke Nebenwirkungen zeigen.

Die Stärke des Anfalls kann unter anderem davon abhängen, wie hoch oder niedrig anti-epileptische (antikonvulsive) Medikamente dosiert sind.

Wir ermitteln für Sie oder Ihr Kind das individuell passende Medikament. Dabei fließt unsere über 20-jährige Erfahrung in der Epilepsiebehandlung mit ein. Dennoch kann es manchmal ein sehr aufwändiger Prozess sein, bis wir gemeinsam das richtige Medikament und die richtige Dosierung gefunden haben. Im Laufe der Behandlung überprüfen wir die Einstellung der Medikamente immer wieder und passen sie gegebenenfalls an.

Sollte eine operative Behandlung der Epilepsie möglich oder nötig sein, überweisen wir Sie zur Weiterbehandlung an einen erfahrenen Neurochirurgen.

Psychische und kognitive Beeinträchtigungen infolge einer Epilepsie können die Lebensqualität nachhaltig mindern und stellen einen sozialen und ökonomischen Risikofaktor dar. Mittels neuropsychologischer Testverfahren können wir  krankheitsbedingte Defizite identifizieren und beurteilen wie die Therapie wirkt.

Die Neuropsychologie beschäftigt sich vor allem mit kognitiven Prozessen des zentralen Nervensystems. Das sind zum Beispiel Wahrnehmung, Handeln, Denken, Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder Sprache. Auch für die Persönlichkeit und Emotionen interessieren sich Neuropsychologen.

Diese Untersuchungen tragen zur Diagnostik der Epilepsie bei. Funktionsbereiche, in denen der Arzt bei der Untersuchung Störungen feststellt, geben zum Beispiel Aufschluss darüber, wo die Hirnschädigung liegt.

Auch in der Behandlung von Epilepsien spielen neuropsychologische Untersuchungen eine große Rolle. Sie helfen dabei, therapeutische Erfolge zu bewerten (z. B. Erhaltung oder Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit) und Nebenwirkungen der medikamentösen Behandlung zu erkennen.

Epidemiologische Studien belegen, dass die Intelligenz von Patienten mit Epilepsie im Normbereich liegt. Meist ist die Grunderkrankung, die die Ursache der Epilepsie ist, auch für eine geistige Behinderung verantwortlich.

Die Therapie kognitiver Beeinträchtigungen ist vielfältig. Sie umfasst kognitive Trainingsverfahren, die Erarbeitung von Kompensationsmöglichkeiten im Alltag und Unterstützung in der Krankheitsbewältigung. Es ist oft wichtig, die Angehörigen mit in die Therapie einzubeziehen.

Bei Fragen der Rehabilitation und Ausbildung von Epilepsie-Patienten ist eine ressourcenorientierte, neuropsychologische Untersuchung unumgänglich. Nur so können wir Sie fundiert beraten und die richtigen Entscheidungen treffen.

Häufig beraten wir unsere Patienten auch zu juristischen Fragestellungen, zum Beispiel wenn es um die Fahreignung bei der Erkrankung geht.

Unser gemeinsames Ziel ist es, Ihre Anfalls-und Lebenssituation oder die Ihres Kindes zu verbessern.

Egal ob Führerschein, Ausbildung oder Freizeitgestaltung – Epilepsie beeinflusst und beeinträchtigt den Lebensalltag.

Vor allem Patienten, bei denen eine andere Erkrankung, eine Hirnschädigung oder eine Hirnverletzung (sogenannte strukturell bedingte Epilepsien) die Epilepsie hervorruft, leiden neben den Anfällen auch an weiteren Defiziten. Lähmungen (Paresen) können, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, die Mobilität einschränken. Sensibilitäts- oder Gedächtnisstörungen können auftreten.

Viele Patienten mit Epilepsie entwickeln Depressionen und Angstsymptome. Das führt dazu, dass sie angstbesetzte Situationen vermeiden, sich immer weniger zutrauen und mehr und mehr zurückziehen.

Überdosierung von Medikamenten kann die Konzentration vermindern, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen auslösen, sowie zu reduzierter Ausdauer und eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit aufgrund von Schonung führen.

Über die Gestaltung Ihres Lebensalltags können Sie die Anfallshäufigkeit teilweise beeinflussen. Das wiederum verringert Risiken, denen Sie durch Anfälle ausgesetzt sind. Meist sind es viele kleine Maßnahmen, wie ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, geringer Alkoholkonsum, sowie die Reduzierung von seelischem und körperlichem Stress.

Wir klären auf und beraten Sie umfassend zu all Ihren Fragen.

Ein Teil der fokalen Epilepsien werden durch Vernarbungen oder Fehlbildungen im Gehirn, die meist gutartig sind, verursacht. Diese sind in manchen Fällen durch eine Operation dauerhaft heilbar.

Durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist es bei Patienten mit einer fokalen Epilepsie häufig möglich, die Ursache der  Epilepsie „sichtbar“ zu machen.

Ob eine Operation möglich ist, ist dabei von der Lage des  Epilepsie-Herdes und seiner Nähe zu wichtigen Nervenbahnen abhängig – wie zum Beispiel der Sehbahn, der Sprachbahn oder motorischen Nervenbahnen. Diese dürfen durch eine Operation keinen Schaden nehmen.

Ein eigenes MR-tomographisches Verfahren (Fiber Tracking) stellt die Verläufe und Verbindungen der einzelnen Nervenfasern dar. Sogenannte funktionelle Bildgebungsverfahren, die den Stoffwechsel (Spektroskopie) und die Durchblutung (Perfusion) von Hirngewebe erfassen, können weitere Hinweise auf die Lage und Art eines Epilepsieherdes geben.

Bitte bringen Sie, wenn bereits vorhanden, unbedingt eine CD/DVD von Kernspin/MRT Aufnahmen mit. Ein schriftlicher Befund ist zwar hilfreich, reicht aber nicht aus. Bitte besorgen Sie sich die Aufnahmen in der Klinik oder Praxis, in der die Untersuchung erfolgt ist.

Wenn bei Ihnen die Möglichkeit einer Operation bestehen sollte, überweisen wir Sie an einen erfahrenen Neurochirurgen. Wir arbeiten in diesen Fällen eng mit dem Krankenhaus Mara Epilepsie-Zentrum Bethel zusammen.

Links zum Thema Epilepsie

E.B.E. Epilepsie Bundes Elternverband

Ihr Kind hat Epilepsie?
Dann finden Sie hier Unterstützung.

Deutsche Gesellschaft für Epilepsie e.V.

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